Freunde kommen, Freunde gehen

 

Manchmal, wenn ich allein zur Ruhe komme und über Wilhelmshaven nachdenke, über meine Heimat und was Sie mir gegeben aber auch genommen hat, überkommt mich das Gefühl der Einsamkeit. Nicht weil ich einsam bin sondern weil ich so manches mal viel zu kurz den Weg durch mein Leben gemeinsam mit guten Freunden gegangen bin.

Damals, die Welt war noch so klein für mich, was zählte war Schule und die machte mir Spaß. Ganz besonders in mein Herz geschlossen hatte ich einen Freund der spastisch Behindert war, auf der Sonderschule gab es schon lange das Zusammenlernen Behinderter und Idioten 😉 aber Behindert war ich nicht…. Uff, es ist schwer zu schreiben wenn man lieber weinen würde, aber gegen das Schicksal sind wir Machtlos. Olav Poppinga, was haben wir zusammen nicht alles für Blödsinn veranstaltet. Damals. Keiner hat Olav verstanden, ich weis nicht mal sicher ob ich ihn immer so richtig verstand aber wenn wir zusammen waren war vieles leichter, es fühlte sich persönlicher, richtiger, näher an. Wenn mal der Unterricht zu langweilig wurde gab ich Olav ein Zeichen, natürlich so, das es keiner sah außer ihm, und er biss in seine Federtasche, verschob Tische und Stühle um sich und gab „seltsame“ knurrend glucksende Laute von sich. Der sichtlich mit der Situation überforderten Lehrerin blieb nichts Anderes übrig als Olav ein wenig frei zu geben und weil ich gut mit Ihm auskam Schickte Sie uns Beide in die Pause. Für mich eh kein Problem , war ich, wie hier sogar jemand bezeugen KÖNNTE ja der Klassenbeste des Schuljahrgangs. Aber glaubt ja nicht das sein „Anfall“ draußen weiter ging, nein. Wir schlenderten zum Kiosk oder einfach nur so durch die Gegend.

Auf dieser Schule hatte ich mich das erste mal wirklich verliebt … J.W. Mein Herz schlug schneller wenn ich Sie sah. Aber wie das so ist als Klassen- , ach was sag ich , als Schulstreber, habe ich mich nie getraut Sie selbst zu fragen. Wenn ich auch alles Andere begriff, dann aber eben nicht wie man mit einem Mädchen redet in das man sich verknallt hat ohne sich völlig zum Deppen zu machen und so vertraute ich mich einem Klassenkameraden an. Grooooßer Fehler! Dieser hatte nichts besseres zu tun als quer über den Schulhof zu Rufen „J.W. Willst Du mit Carsten gehen?“ Sie sagte Nein, Heute ist mir klar das Sie gar nicht anders konnte aber ob es anders verlaufen wäre wenn ich Sie selbst gefragt hätte weis ich nicht. Seither habe ich mich nicht mal mehr in Ihre nähe getraut und ehrlich gesagt ist Mir erst Jahre später bewusst geworden das ich Sie nie selbst gefragt habe……………….

Irgendwann bekam ich die Chance meines Lebens, man sagte mir das viele Lehrer sich meinetwegen zusammengesetzt und Diskutiert hätten und sich dann an das Kultusministerium wandten. Es wurde, weil es auch andere Fälle wie mich gab, ein Schulversuch gestartet in dem die Besten der Sonderschulen die Chance hatten vom Sonderschullernstoff direkt über 3 Jahre hinweg in den Hauptschullernstoff einzusteigen und zum Schluss einen , nach Hauptschulkriterien bewerteten, Hauptschulabschluss machen zu können. Ohne wenn und aber stürzte ich mich in das „Abenteuer“ und fand keine Zeit mehr an etwas Anderes zu denken. Schnell lernte ich neue Freunde kennen, Hans Jürgen Thiel war einer davon, Heute weis ich nicht was aus Ihm geworden ist, und er war einfach ein lieber Mensch der ein Ähnliches Schicksal teilte wie ich… alles war ihm zu einfach.

Doch auch der Schock meines Lebens: Olav war verstorben, Olav, in dem Ganzen Stress und dem Streben weiter zu kommen hatte Ich Ihn ganz aus den Augen verloren. Olav, In meinem Herzen lebst Du für immer weiter, dein Lachen und der Spaß den wir zusammen hatten. Zwei Erwachsene Menschen, seine Eltern gaben aber einem Kind die Schuld: Mir! Er sei vor Gram verstorben weil ich mich nicht mehr um Ihn kümmerte . So etwas zu hören tut weh, es tut sehr weh und ich brauchte Lange um zu begreifen das es nicht meine Schuld war, ebenso hätte man den Eltern die Schuld geben können weil Sie wussten was geschah und mich nicht aufsuchten aber es war die Macht des Schicksals, nichts Anders.

Schmerz ist nicht das Einzige was bleibt, nein, aber es ist das was in einem aufkommt wenn man über seine Hilflosigkeit nachdenkt.

Hilflosigkeit, ja, meine besten Freunde gingen als andere noch darüber diskutierten wie lange die Lebenserwartung allgemein ist, viel, viel zu früh. Einer als Kind, einer als junger Mann nur einer als älterer Herr, den ich fast wie einen Vater empfand.

Auch ich bekam eine Lehre, etwas wonach man damals noch wirklich intensiv strebte. Da war es auch noch mehr oder weniger egal als was, Hauptsache eine Ausbildung und so wurde ich Kfz-Mechaniker Auszubildender. Wie wohl in jeder Ausbildung gab es Menschen mit denen ich mich mehr aber auch Menschen mit denen ich mich weniger verstand. Anton Focken, Dich werde ich nie vergessen, auch wenn es nicht leicht war dich zu verstehen, du warst ein Mensch mit Herz, Verstand und , was ich am wichtigsten fand, mit Stolz. Ich wusste bald genau wann er schlecht gelaunt war oder einfach nur sticheln wollte, ich war einfach glücklich einen solch anständigen Menschen als Gesellen haben zu dürfen.  Doch wir wechselten alle irgendwann die Gesellen um andere Bereiche auch zu lernen und so entfernte man sich voneinander. Tage vor dem Ende meiner Ausbildung fragte mich mein Meister ob ich denn die 3 Jahre meine Berichtshefte geschrieben hätte… TAGE… Was für Berichtshefte?? Er machte mir klar das ich diese innerhalb einer Woche nachreichen müsse oder nicht zur Prüfung zugelassen würde. …Ich war verzweifelt und wusste nicht was ich machen sollte. In meiner Panik, Verzweiflung, Angst lief ich in die Nacht. Mein Kopf schien zu platzen, mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich wollte am liebsten im Boden versinken oder besser noch abhauen und für immer verschwinden.

Irgendwann kam ich auf der Kaiser Wilhelm Brücke an und stand bestimmt Stunden regungslos an der flachsten Stelle des Geländers und schaute in die endlos scheinenden Sterne, in Richtung Kanal. Viele Fahrzeuge und auch Fußgänger passierten diese Stelle aber ich merkte davon nicht viel. Irgendwann hielt direkt hinter mir ein Motorradfahrer, stieg ab, kam zu mir und fing zu reden an. Er fragte mit ruhiger Stimme was denn los sei und erklärte auch das er Stunden vorher schon vorbei gefahren sei und mich dort genau so stehen sah und er sich wunderte was einen Menschen so tief treffen könne das seine Welt nicht mehr funktionierte. Da war ein mir völlig fremder Mensch der mich das fragte, wem soll er schon etwas erzählen und so vertraute ich mich ihm an. Er stellte sein Motorrad dann unten an der Brücke ab und wir gingen zu Ihm, wo er einen Tee bereitete und wir fast einen ganzen Tag nur da saßen und redeten.
Frank Reiners, kurze Zeit später zog ich in ein leer stehendes Zimmer seiner Wohnung und wir bildeten eine WG. Meine „Zutat zur WG war: Party, jedes Wochenende! Aber was auch immer mir Gutes wiederfuhr es sollte irgendwann ein Ende haben. Frank machte sich in Berlin selbstständig und gab unsere WG auf. Allein konnte ich die Wohnung nicht halten also suchte ich mir etwas Anderes. Oft noch telefonierten wir miteinander oder schrieben Short Messages die ja fälschlicherweise SMS genannt werden doch es wurde immer weniger worauf er antwortete und irgendwann kam keine Antwort mehr. Ich nahm an  das seine Firma nun so groß sei das er kaum noch Zeit für etwas anderes hatte bis ich erfuhr das er an einem Herzfehler verstorben sei. Ich verlor den Halt, den Glauben am Leben, verstand nicht was ich Gott getan habe das mir alles Wichtige genommen wurde. Doch auch da fasste ich mich bald wieder denn das leben geht weiter, ob man will oder nicht.
————- Den Rest gab mir dann , ein paar, aber nicht viele Jahre später die Nachricht das Anton verstorben sei. ————-
Ich ging Nachts an den Geniusstrand , schaute mich noch um das ich auch keinen störte und ließ alles raus. Ich SCHRIE in die Nacht “ W A R U M “ ich brüllte meinen Schmerz in die Finsternis und weinte bis nichts mehr kam. Auch dann wimmerte ich weiter , versuchte alles los zu werden was jetzt schon Jahre so in mir reifte. Ich habe auch jetzt noch Tränen in den Augen wenn ich an meine Freunde denke die jetzt auf der anderen Seite sind, Sehnsucht nach einem Wiedersehen wenn ich einmal nicht mehr bin.
Einige Freunde verlor ich aus den Augen, einige aus dem Leben und viel zu viel wurden Gefühle vernichtet mit Sätzen die man einfach nicht sagt. Meine Gedanken sind für Immer mit Ereignissen verbunden die mein Leben prägten und in so manch einsamer Nacht kam es mir vor als hörte ich die Stimmen meiner Freunde sagen: Halte durch, dein Leben hat noch so viel für dich zu bieten .. und Sie haben Recht. Aber wer einen Lieben Menschen, einen Partner oder auch ein wirklich ins Herz geschlossenes Tier verloren hat der weis, vergessen wird man nie und auch der Schmerz verschwindet nie, er verteilt sich nur, bis man sich wieder auf ihn einlässt, dann kommt er mit allem Drumherum wieder.

Freunde aus den Augen verloren: Andreas Steinborn, Hans Jürgen Thiel, Ibrahim Güney, Hossam Ibrahim
Freunde im Himmel: Anton Fokken, Frank Reiners, Olav Poppinga

Euch widme ich diese Zeilen, meine Gedanken haben nie aufgehört bei Euch zu sein, mein Herz nie aufgehört der letzte Ort für euch zu sein, Ich Danke dem Leben das es mir Euch an meine Seite stellte auch wenn ich nie verstehen werde warum ihr so früh gehen musstet. Calle Dirks

Gedanken ums Leben

Nichts los! Nichts los?
Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend, mein Leben als junger Erwachsener und auch Jahre später durchstreifen mein Leben wie ein Panter die Nacht im Dschungel. Manchmal denke ich, es kann doch noch gar nicht so lange her sein: Wir sassen, knieten oder hockten im Sandkasten, jeder mit seinem kleinen Matchbox Auto und wir bauten Straßen. Wessen Auto das schnellste ist war belanglos, es musste etwas geschehen und weil Määäädchen mitspielten wurde oft Familie gespielt. Vater fuhr in den aus Sand geformten Straßen und wir kommentierten alles um unsere Fantasie zu teilen. Wir spielten verstecken, fangen, fuhren mit dem Fahrrad auf den Bolzplatz oder Spielplatz zum rutschen oder Fußball. Wenn wir mal „AUA“ hatten gings zur Mama, ein mal pusten oder ein Pflaster und die Welt drehte wieder normal. In der Jugend holten wir unsere Freunde an der Wohnungstür ab, der Satz „ist Frank da“ oder „Darf Martin noch raus“ war meist das Einzige was dessen Eltern von uns hörten, dann kam besagter Freund auch schon und es ging raus, die Welt unsicher machen. Mit dem Rad, Mofa oder auch mal zu Fuß. Wir kletterten auf Bäume und schüttelten die Äste derart das die Kastanien fliegen, wir suchten uns ein „Versteck“ in einem Gebüsch von dem aus wir unsere Aktionen planten, wir bauten uns Unterstände aus dem was wir fanden und wollten eigentlich lieber draußen sein als rein, nach Hause. Ma mußte uns oft genug suchen und wenn Sie uns mal ein halbes Brot mitgab um die Pferde zu füttern kamen wir meist ohne Brot , dafür mit unterwegs „gefundenen“ Äpfeln an. Dem Pferd wars egal. Wir stromerten über die Weiden, versuchten Kühe zu verscheuchen bis wir merkten das die seltsame Euter mit nur einer Zitze hatten und wir rennend unserer Erkenntnis ein Gesicht gaben. Dann die Lehre mit ihren vielen kleinen Dummheiten, das erste Mokick und die Treffen die wir immer noch machen konnten weil wir unsere speziellen Plätze hatten. Eine neue Errungenschaft, der CB Funk machte uns das Leben nicht nur einfach, wir erfanden „Spiele“ die wir Fuchsjagd oder ähnlich nannten. Man lud sich gegenseitig zum Tee ein und der Polizei bei einer Suche helfen war ein Highlight….. war …. Heute sehe ich eine Welt die so verkehrt scheint wie Alice im Wunderland es nicht verstanden hätte. Playstation 1,2,3 und 4, X-Boxen, MP3 Player, Telefone zum mitnehmen, man kann sich nicht nur hören, nein , auch sehen, jederzeit überall finden, man findet die günstigsten Preise, überall findet man hin, wenn es irgendwo zu teuer ist sucht man sich im Internet halt etwas Anderes, die Welt liegt einem zu Füßen und was wird daraus gemacht? NICHTS! Immer wieder hört man aus allen Generationen Sätze wie: Was macht denn die Stadt für Ihre Bürger, für die Alten, für die Jungen? Mir ist so langweilig, wo kann man denn hingehen? Ich weis gar nicht was ich machen soll… Alles ist so schlecht… Was hindert alle daran das zu machen was sie früher schon konnten, sich um sich selber kümmern? Wenn ich das alles so höre habe ich das Gefühl als würde ich hören: Maaaammiiiii , ich darf nicht mitspielen. Was ein Kindergarten. Was könnte man alles erleben in der Zeit in der man zu Hause hockt und jammert. Einfach mal selber anrufen und verabreden und nicht zu warten bis man angerufen wird ist doch gar nicht so schwer. Einfach mal raus, Auto haben ja die Meissten und die Gegend erkunden. Ach , wer sich Mühe gibt, wer sich auf das besinnt was er schon vor langer Zeit mal konnte und gern gemacht hat kann auch ohne „Hilfe“ der Stadt selber etwas machen. Wo ist die Fantasie geblieben? Ist alles verloren was man in der Jugend hatte? Also Wir warten nicht das jemand etwas für uns in die Wege leitet, wir erinnern uns an früher und holen uns das was wir am Leben schätzen zurück: Die Wahl selber zu bestimmen was wir gut finden, die Möglichkeit unser Leben zu gestalten ohne jemanden zu fragen ob wir dürfen und wann. Dann schauen wir zurück und fragen uns, wie konnten wir ohne diese Freiheiten glücklich sein? Gar nicht.

Berlin für Pessimisten, Optimisten und alles dazwischen :-D Part II

Auch wenn der Alex immer für einen Turm gehalten wird, es ist der Platz und dort gibt es eine Menge zu entdecken. Idyllische kleine Ecken die man sich lauschig mit den Hinterlassenschaften der letzten 10.000 Touristen teilen kann oder gar der eine oder andere Brunnen laden zum verweilen ein. Oh ja, Brunnen, wie süß, viele kleine Fontänen von unten nach oben und oben ein Hund der es in Gelb anders herum ergänzt (guten Appetit den Kindern dort). Auch einige Fahrradverleihe sind, wie an vielen strategisch wichtigen Punkten in Berlin, zu finden und deren Angebote sind dann mal Ausnahmslos gut. Da ich aber, wie bereits beschrieben , zu Faul … äh zu zuvorkommend bin um mein Geld für mich zu behalten habe ich es gleich der BVG gespendet und bekam eine Quittung in Form eines Fahrscheines. „Ubahn fahn is wie wennze fliechst“ , ich liebe es. Wenn man es geschafft hat sich in einen der UBahn Züge zu stopfen und noch lebt ist es gleich auch an der Zeit sich einen Platz zu erkämpfen. Also das mitzubringende Schwert … ich schweife erneut ab. Also die Waggons abgelaufen, einen freien Platz finden und ….. Aussteigen :/ . Nun bin ich nicht gerade besonders gewannt in den Gepflogenheiten einer Großstadt aber warum wundert mich nicht das dort so einige „Zurückgebliebene“ Ihr Leben verbringen wenn doch an jeder UBahn-Station dazu mit den Worten „Zurückbleiben bitte“ aufgefordert wird. Na ja, man MUSS ja nicht machen was gesagt wird, ich denke eher es ist ein Vorschlag um einigermaßen über die Runden zu kommen. Wir wären gern noch Stunden hin und her gefahren aber eine nach der Anderen der Sehenswürdigkeiten riefen nach unserem Erscheinen. So auch die Gedächtniskirche, die Ihren Namen wohl daher hat das es keinem der Stadtväter lange genug im Gedächtnis geblieben ist das Sie halb Zerstört ist als das es gereicht hätte Sie einmal wieder auf zu bauen. Notdürftig und wunderschön hat man dann aus den „Resten“ das beste gemacht und ich hätte mich wohl selber ohrfeigen mögen wenn ich diese ausgelassen hätte. Tags, Nachts , in Berlin nicht wirklich ein großer Unterschied. Tags sind andere Menschen an anderen Orten unterwegs aber sonst ?? .. Das Sonycenter ist Tags wie Nachts eine Augenweide , jedoch das Europacenter eher Nachts. Als wir dort ankamen sah ich etwas das mich derart faszinierte das ich mein Campingzelt… ach , ich hatte ja keines , also das ich innehielt und es filmte. Ich sah ein Lichtspiel an einer riesigen Wand in Turmform das aussah wie eine Lavalampe, mehrere Meter hoch und ständig seine Effekte wechselnd gab es auch Schriften und auch Plasma Blitz Effekte. Wow, so etwas möchte ich auch, auf meinem Nachttischchen. Vieles ist uns in Erinnerung geblieben, einiges stärker und einiges weniger stark nur eines lässt sich nicht leugnen: Berlin hat viele Gesichter, mal zeigt es sich schmutzig, mal lächelt es dir mit all seiner Pracht entgegen und eines stimmt für mich Heute wie auch Früher, Berlin ist nicht nur eine einzige sondern viele Reisen wert. Drum tschüss Berlin, bis zum nächsten mal. 🙂

Erinnerungen an / in Wilhelmshaven

Die Straßen entlang laufend, immer in Richtung Nase träume ich so vor mich hin. Was habe ich in dieser gebeutelten Stadt so alles miterleben müssen , was aber auch so alles miterleben dürfen. Als Kinder sind wir noch am Ende der Fußgängerzone Marktstraße mal eben um die Ecke, auf die Fußgängerbrücke und haben die Züge bestaunt und uns mit voller Absicht in die Warme „Luft“ gestellt die diese Züge bei unterfahren der Brücke ausstießen. Erinnerungen werden wach, Erinnerungen an etwas das ich als schöner empfand. Damals, ja , damals wollte ich noch unbedingt „erwachsen“ werden, die Welt erobern. Auch am anderen Ende, oder eher am Anfang der Fußgängerzone war es nicht weniger interessant, ein alter Bahnhof hieß Freunde wie auch Fremde Willkommen in dieser Stadt die aus dem Kriege wieder aufgestanden ist, aufgestanden mit der Kraft und dem Willen des kleinen Mannes. Heute ziert den Platz auf dem einst der Busbahnhof und der alte Bahnhof gemeinsam ihre Geschichte erzählten ein Gebäudekomplex der nur von Außen kalt und trist wirkt, ist er doch mehr oder weniger einfach rechteckig aus rotem Klinker in die Landschaft gestampft worden und hat so manche Erinnerung an alte Zeiten einfach weggerissen. Doch wer Wilhelmshaven schon länger kennt weis auch, nie vorher hat sich ein so großer Komplex von Bahnhof, Shopping- Flaniermeile und Parkhaus so liebevoll und vor allem eindrucksvoll um die Wiedergabe festlicher Emotionen in Wilhelmshaven verdient gemacht. In der Vorweihnachtszeit geht mir das Herz auf wenn ich die vielen Lichter sehe , die Thematischen Figuren und Spiele rund um und in diesem so lieblos „Nordseepassage“ getauften Komplex. Ja, ich gehe gern dort hin, einkaufen , shoppen oder einfach mal so. Weiter geht mein Weg und ich schaue auf so viele Erinnerungen zurück das ich so manchem gern eine Träne widmen möchte , so manchem Vergangenem eine zum Abschied aber auch so manchem Neuen eine des Glückes. Mag es auch noch so schwer sein etwas gut zu finden weil man sich mit seiner Liebe für etwas vergangenes noch an dies klammert so muss man sich oft eingestehen, so wirklich schlecht ist das neue nicht. Meine erste große Liebe, meine Gabi, hörte ich das erste mal via CB-Funk als ich auf dem Fliegerdeich (Elfer) meinen Geburtstag mit meinen CB Funk Freunden feierte, es war eine schöne Zeit auch wenn es sogar damals nicht so rosig aussah mit den Finanzen, man tat sich zusammen und fand Wege. Drei Söhne habe ich aus der daraus resultierenden Ehe und ich habe nichts falsch gemacht, manchmal lebt man sich eben auseinander. Gabi hat einen Mann gefunden der jetzt besser in Ihr leben passt und ich wünsche Ihr von ganzem Herzen alles Gute auf ihrem Weg. Auch ich fand eine neue Liebe die abermals nicht für die Ewigkeit war, Manu, auch dir viel Glück und vor allem viel Liebe deines neuen Partners im weiteren Leben. Nun habe ich meine Andrea, mein Mupfelengele und es ist für mich wie das erste mal, nichts ist wie ich es kannte, was mir Zeigt: auch neues kann so viel besser sein wie etwas das man mal hatte. Der Fliegerdeich war ein tolles Treff, hatte man dort in jungen Jahren noch so manchen Unsinn verzapft. Heute ist es nicht mehr so einfach, überall wird geschimpft wenn man mal etwas lauter ist aber ich muß ehrlich zugeben, auch ich bin älter geworden, auch ich bin nicht mehr so wild darauf das alles laut und strahlend ist. Wo ich schon überall in Wilhelmshaven gewohnt habe, ich kann es schon gar nicht mehr aufzählen doch eines tut mir ein wenig weh: Die immer mehr werdenden Leerstände in dem stolzen Fedderwardergroden , liebevoll F-Töng genannt. Was ein stolzer Stadtteil dies einmal war, „FGroden macht Spaß“ zog die Massen an und es war wie die Zusammenführung der Familie. Man traf sich , man unterhielt sich , man kippte einen zusammen oder man schaute einfach nur , sei es den Bands auf den Bühnen zu oder alles Andere was einen anstrahlte. Nach einer kleinen „Pause“ hat F-Groden sich seinen „SPASS“ wieder auf die Beine gestellt und damit gezeigt das man alles schaffen kann wenn alle mit anpacken. F-Groden steht irgendwann wieder ganz auf , da bin ich mir sicher , und dann schöner und stolzer als je zuvor. Wilhelmshaven hat viel überwunden , bestimmt auch irgendwann die Arbeitsplatzprobleme und dann kann ich , wie ich es früher schon machte, heute noch mache und auch in Zukunft machen werde, sagen: Ich bin in Wilhelmshaven geboren, ich habe in Wilhelmshaven meine Jugend verbracht, meine erste, zweite, dritte Liebe gefunden, ich werde hier alt und irgendwann auch hier für immer und ewig der Natur zurückgegeben weil ich diese Stadt, ihre Menschen, ihre Eigenheiten und auch manchmal ihre kleinen Fehler liebe wie man es nur verspüren kann wenn man nicht mit dem Verstand sondern mit dem Herzen hier verwurzelt ist. *** Calle Dirks ***

Raus, raus, raus

Meine Windjacke greifend eile ich zur „Stechuhr“ und dann hinaus an die Luft. Nicht das so ein Tag im Büro dunkel und trist sei, nein, sogar eine neue Klimaanlage ist seit einiger Zeit installiert aber es ist halt etwas Anderes ob man die Natur sieht oder wirklich erleben darf. Hastig zum Auto laufend male ich mir mein wohlverdientes Wochenende schon aus, endlich wieder in die Heimat , endlich ans Meer, endlich nach Wilhelmshaven, wo meine Wurzeln sind, wo meine Eltern und auch meine Großeltern mir eine umsorgte Kindheit und Jugend gaben. … Ich packe gar nicht erst, meine Ma hat eh alles und Sie freut sich immer schon auf meinen Besuch. So gehen Sie dahin, die Stunden auf den Autobahnen, die Blicke über die triste Umgebung lassen meine Freude über das Wochenende noch ein wenig steigen. Jaaaa, da ist Sie, die A29… keine wirklich tolle Autobahn, nein, man hätte noch so einiges schönes machen können.Ich aber bin ja nicht wegen der Autobahn hier sondern wegen dem was mich am anderen Ende erwartet: Wilhelmshaven und das Meer, meine geliebte Nordsee. Ein Lachen huscht mir durchs Gesicht wenn ich an die Sander Berge denke.. Ja, „Berge“, ich weis nicht wie man darauf gekommen ist sie so zu nennen, aber die Friesen sind halt ein Volk das auch mal etwas imposantere Namen verteilt wenn etwas einfach dazu gehört. Jetzt die letzte Ausfahrt, es ist gar nicht so leicht nach Stunden der Autobahnfahrt sich wieder daran zu gewöhnen 50 zu fahren. Es kommt mir vor als würde ich laufen. Noch ein paar Ecken und ich bin da. Ein paar Tränen kullern mir durchs Gesicht die ich suche so gut es geht zu verstecken. Mama. Alle stehen vor dem Haus und erwarten mich schon, sogar meine Schwester ist gekommen. Wie habe ich diese oft so verkannte Herzlichkeit vermisst. Schnell die Türe auf und Raus….reißt es mich wieder zurück in den Wagen. Ich habe vor lauter Freude vergessen mich abzuschnallen, was meiner Schwester wohl so gefällt das sie laut anfängt zu lachen. „Also abgeschnallt und aussteigen, das war`s, weiter komme ich nicht. Meine Ma schließt mich in Ihre Arme und nun kullern unsere Tränen synchron. „Mama“, sage ich und der Rest geht in einem glucksen unter. Nun fügen sich auch die Anderen hinzu und es gibt ein wohliges Gewusel. „M O I N“ schallt es von gegenüber, und ich drehe mich um. Auf der anderen Seite steht mein alter Nachbar mit einem Lachen im Gesicht und ich grüße wohlwollend mit einem lauten „M O I N“ zurück. Oh, wie habe ich das Alles vermisst. Nun aber rein in die gute Stube und erzählen, erzählen, erzählen. So vergeht fast der ganze restliche Nachmittag und die gute Luft als auch das ganze drumherum tun ihr bestes um mich Müde werden zu lassen. Ich gehe zu Bett, wo Mama mir bereits einen dieser leckeren „Kuhbonbons“ aufs Kissen gelegt hat, nasche diesen und schlafe mir dem Gefühl der Heimat im Herzen ein. . . . Heute klingelt der Wecker nicht, Heute werde ich von dem Gewusel meiner Ma und dem Duft von frischen Brötchen geweckt. Draußen höre ich keinen Baulärm, keine Straßenbahnen oder den „Idio…“ , äh, netten Nachbarn der seine Freundin immer mit einem hupen darauf aufmerksam machen muss das er es eilig hat, nein, draußen zwitschern die Vögel, irgendwo höre ich einen Hahn krähen und ein Rauschen zieht durch die Bäume. Aufgestanden und tagesfrisch gemacht eile ich ins Esszimmer. Meinen Blick über den Tisch streifend sage ich „grüß Gott“ und ziehe ein paar verwunderte Blicke auf mich. Schnell korrigiere ich zu “ Moin“ und setze mich dazu. Ma macht den Tee wie keine Andere. Den Kluntje in die Tasse, dann den Tee, der nicht aus Beuteln kommt sondern in losen Blättern durch die Kanne streift, durch ein Sieb darübergegossen das es nur so knackt und zum Schluss der Löffel Sahne, „nicht umrühren“ sagt Sie, „das ist so Tradition“. Bald nach den Frühstück geht`s raus, wir fahren ein paar Minuten und dann ist Sie auch schon da, die Nordsee, hier noch im Jadebusen, aber das ist eher wie eine riesengroße Bucht, direkt verbunden und unsagbar schön. Der Wind erzählt mir seine Geschichte indem er mir um die Ohren saust und Paps hat einen Drachen mitgebracht als sei ich noch 14. Ich tue Ihm den Gefallen und spiele ihm zu liebe ein wenig damit. Ich hatte ganz vergessen wie viel Spaß das macht und merke erst viel später wie die Zeit vergangen ist. Nein, Heimat, wenn sie einen erst mal umschlungen hat kommt alles wieder. So gehen wir noch in die Stadt, nicht ohne ein wenig durch die alten Straßen zu fahren. Vieles, vieles lese ich ja auf facebook mit und mache mir auch so meine Sorgen aber wenn ich sehe in was für einem Paradies diese Menschen wohnen, wie viel Natur und wie viel Herzlichkeit hier herrscht verstehe ich auch warum so viele um jeden Schnipsel kämpfen. Alles hier ist es Wert Ihm seine Aufmerksamkeit zu widmen und ein Friese ist vieles, nur nicht gleichgültig. Wir schlendern durch die Marktstraße, eine Fußgängerzone, irgendwie auch ein Kleinod dieser schönen Stadt die eine so schreckliche Geschichte hinter sich hat. Als Kriegsstadt gebaut, als Hauptziel zerstört und in jahrelanger mühsamster Arbeit von kleinen Leuten die nicht einmal wirklich richtig etwas zu essen hatten mühsam im Schweiß und Armut wieder Aufgebaut damit die Kinder, Enkel und Urenkel wieder leben können hat auch Sie inzwischen schönere Zeiten erlebt. Aber es ist schön hier zu sein, wo die Möwen fetter sind wie die meisten Hauskaninchen, wo man zu Nordseekrabben noch „Granat“ sagt und man sich tagein tagaus mit „MOIN“ begrüßt, ob man sich kennt oder nicht. Wilhelmshaven, ich liebe Dich. ….

Wars das ?? Gedanken ums altern

…ich komme nach Hause, ein Duft von Rosenkohl vermischt mt vielem Anderen zieht durch die Wohnung und eine mir direkt ins Herz treffende Stimme begrüßt mich liebevoll. „Hallo mein Schatz, wie war dein Tag?“ .. Ich höre es doch meine Antwort lässt auf sich warten. War es nicht erst vor kurzem, ich ging zur Schule und danach mit den Freunden raus. Was haben wir alles erlebt, wie viele male kam ich mit verkniffenem Gesicht zur Ma nach Hause… Männer weinen nicht… war unsere Überzeugung. Ja , Damals. Es war eine Zeit ohne Facebook, ohne Handy und Co. Paps ging arbeiten und ernährte allein die Familie. Es klingt wie Hohn wenn ich bedenke wie gleichgültig uns das alles war, getrieben von „Abenteuerlust“ , gestärkt durch Ma`ms Stullen die Sie uns so liebevoll geschmiert hatte gingen wir „in die Welt“ hinaus. Der Spielplatz hatte noch nichts kindisches, war doch der Bereich unter der Rutsche oder im Gebüsch noch die „Zentrale“. Wir sammelten alle zusammen unser bisschen Geld und einer mußte los „Proviant“ holen. Mein Gott, die Zeit rennt nicht nur, mir scheint sie rast mit einem Porsche dahin. „ALLES PRIMA“ rufe ich und verschwinde erst einmal ins Bad. Meine Gedanken kreisen und so merke ich gar nicht wie ich wieder abschweife und starr mit dem Rasierer in der Hand vorm Spiegel stehe. Ja, Verabredungen, das war auch so eine Sache, man brauchte Sie nicht. Wir klingelten einfach und fragten ob besagter Freund „da“ ist und mit raus darf. Manchmal denke ich, das unsere Kinder mehr oder minder teils vereinsamen liegt an der Art wie Heute kommuniziert wird. Wir rannten raus, einer war für den Anderen da und keiner wusste besser wo einem der Schuh drückte als die Freunde. Irgendwann lernten die meisten einen festen Partner kennen, durften unseren Kindern den Weg in diese Welt ebnen was uns mehr oder weniger gut gelang und mußten mit ansehen wie die Technik und bei allem was wir wussten, bei allem was so unerschütterlich fest stand den Boden unter den Füßen weg zog. Früher,denke ich und zucke zusammen. Zeit ist vergangen, viel Zeit. Jetzt nicht gerade im Bad, Gedanken sind furchtbar schnell, aber im Leben. Die jungen Leute machen Ihre Arbeit, manchmal bin ich erstaunt das „Kinder “ heutzutage in Deutschland schon arbeiten dürfen bis ich nach deren Alter frage. „Dreiundzwanzig“ … das klingt in meinen Ohren als würde eine grollende Stimme sagen „Du bist Alt, schaue zu wie Du ersetzt wirst“ … Ein wenig traurig habe ich meine Erstarrtheit längst bemerkt und mich fertig gemacht. Ich gehe in die Küche, gebe meiner Liebsten viele Küsse und setze mich an den Tisch. Wir reden über den Tag, über das was geschehen ist und das was noch kommen mag doch innerlich frage ich mich „bin ich alt, mit 49, zu alt??“ Ich schaue meiner liebsten ins Gesicht. sage Ihr wie sehr ich Sie liebe und weis das es ein langer, harter Weg bis hierher war. Es brennt sich ein wenn jemand , sei es auch nur als für Ihn unwichtige Nebensache, sagt das ein jüngerer auch deinen Arbeitsplatz gefährden könne. Was ist nur aus den vielen Jahren Erfahrung geworden, was aus den Jahren von Schweiß und Loyalität? Da wird eine Existenz ohne hinzusehen gegriffen und mit einer Geste die einem Zeichen des Untergangs gleicht einfach still und leise weggefegt. „Ich bin nicht irgend eine Nummer“ denke ich wärend wir fast fertig sind mit dem Essen. Was mir dann nur noch bleiben würde wären Erinnerungen an eine Zeit die noch gar nicht so lange her und doch ein Relikt einer fremden Welt zu sein scheint. Welchen Wert hat ein Mensch über 40 Heute noch? Wer sieht, wie alte Chefs, noch den Menschen und die Familie dahinter in dieser Welt? Aufgestanden, den Abwasch gemacht begebe ich mich auf den Balkon. Wilhelmshaven, was ist aus dir geworden, wo ist das Kinderlachen geblieben, wo die Jugendlichen Raudies die noch etwas von Ehre verstanden? Ich sehe eine Mutter mit Ihren Kindern den Weg entlang eilen und eine Träne rinnt durch mein Gesicht. Vorbei die Zeit wo der Rettung letzte Festung bei Mama in den Armen ist, nun muß ich die Festung sein und ich verstehe endlich so manche „Schimpfe“ von Ma und so manche Standpauke von Pa als das was es war, die Sorge um das eigene Kind. Mich auf den Stuhl setzend genieße ich die Ruhe, das Gezwitscher der Vögel und die letzten Sonnenstrahlen zusammen mit meiner Liebsten. Wilhelmshaven, nur Du wirst uns wahrlich bis zum Schluß begleiten, egal was man aus dir macht, deine Seele ist stumm und stöhnt mit uns über diese vereinsamende harte Welt… ….

Laufen, durchhalten, weitermachen

 

Was ein Tag, zum ersten Mal an einem Opel Tigra und dann auch noch ausgerechnet die Kopfdichtung… egal, ich habe alles auseinander gerissen und werde es Morgen auch wieder zusammen bekommen… denke ich und gehe Heim. Nach einer erfrischenden Dusche und ein wenig zum Abendessen gehe ich zu Bett und schlafe auch recht schnell ein. Aaaaaaaaaaah , was ist das ?? Ich wache auf, Schmerzen verzerren mein Äußeres zu einem bizarren Etwas das sich aus dem Bett quält. Irgend etwas in meinem Bauch kann so nicht stimmen. Meine Partnerin erwacht ebenfalls und ist ein wenig ratlos, gerade so wie ich. Mir ist schlecht aber zum übergeben reicht es nicht. Lebensmittelvergiftung ?? Dann die erste Eingabe:trinken, viel Wasser, das kommt leichter wieder raus. Gedacht, getan, doch schon nach dem ersten Schluck den ich vor Schmerzen kniend nehme nimmt das „Wasser“ gleich den Ein- als Ausgang und ich gerate in Panik. Blut! Es kommt ein schwall nach dem Anderen, nur noch Blut. In aller Verzweiflung ruft meine Partnerin den Notarzt und da schon das Unfassbare. Die „Dame“ am Telefon sagt: Das kann noch dauern, der Notarzt ist gerade zu einem wichtigeren Einsatz. Ich kann Ihm aber wenn er dort fertig ist bescheid geben das Sie angerufen haben. Für ein, zwei Sekunden vergesse ich meine Schmerzen, bin fassungslos doch dann die Lösung: 112 !! Die Damen und Herren helfen wenn Sie gebraucht werden und ich bin ihnen auf ewig dankbar. „Eigentlich dürfen wir nichts machen wenn der Notarzt bereits informiert ist“ klingt es erst am Telefon doch nachdem wir die Situation erklärt haben klingelt es auch schon Sekunden nachdem der Hörer wieder aufgelegt ist. Ohne zu zögern werde ich sofort mitgenommen, für Schreibkram ist wirklich keine Zeit, nicht anziehen, nichts mitnehmen. Mit Blaulicht und Martinshorn geht es hinaus in die Nacht, es ist kurz nach Drei und das Reinhard Nieter Krankenhaus ist 10 Minuten Fußmarsch, mit dem Rettungswagen ein Klacks. Doch es kommt anders als erwartet. Das RNK ist übervoll und wir fahren ins St.-Willehad-Hospital. Dort angekommen werde ich mit der Trage direkt vor den OP getragen , einige Ärzte kommen verschlafen, sich zurecht machend aus einigen Zimmern und eine Schwester mit einem merkwürdigen Gerät schmiert mir etwas auf den Bauch und hält ein Gerät dagegen. Dann wird es hektisch. Ohne viel drumrum bekomme ich eine Spritze, eine Tablette und werde hinüber gehoben, wohl direkt in den OP Saal. Viel bekomme ich schon nicht mehr mit , nur eine Narkosearzt der zu mir sagt: Mensch Carsten, Agent, wir haben uns ja lange nicht gesehen…………….. Ich wache auf, in einem Bett auf dem Rücken liegend, neben mir ein kleiner aber ausreichender Tisch. Auf der anderen Seite zwei Herren , ein Türke, ein sehr junger und auch sehr freundlicher Zeitgenosse und ein Bett weiter ein Deutscher auch sehr netter Mann der wie ich später erfuhr, Besitzer einer Pension ist. Nun bin ich also im St.-Willehad-Hospital und ein auseinandergebauter Tigra wartet das ich mich später erinnere wie er wieder zusammen gehört. Unser Zimmer ist eine lustige Runde, was ein wenig hinderlich ist wenn man Schmerzen beim Lachen hat aber es geht. Diagonal über meinen Bauch klebt ein Monster von Verband und schon bald sollte ich erfahren das ich meinen Geburtstag wohl zweimal feiern könne, es hat nicht viel gefehlt. Ein Gallenblasenriss mit bereits ausgeprägter Entzündung und einem Gallenstein der nicht mehr in eine dieser kleinen Dosen passte. Der Arzt erklärte mir das nach vorherigem Versuch etwas endoskopisch zu machen nur noch ein konsequenter Schnitt half und fragte später auch noch ob er den Stein als Anschauungsmaterial behalten dürfe… Ein schönes Hospital, nette Menschen , gute Atmosphäre , ich will nach Hauseeeeee. Ja , ich bekomme auch Besuch, öfter von meiner Ex-Frau mit Kindern als von meiner Partnerin, aber es ist etwas Anderes. Als ich wieder aufstehen kann wird mir gesagt: Sie müssen laufen. Und ich lief. Aufgeben kam für mich nicht in Betracht, durchhalten war angesagt und weiter machen, weiter machen dort wo ich schon dachte es sei alles vorbei. Ich ging durch die Gänge und sah Erwachsene Männer die Bitte Bitte sagten, die „wohl etwas gekleckert“ hatten. Ich war nicht mehr ganz sicher ob ich nicht in der Psychiatrie gelandet war, was bringt Erwachsene Menschen dazu sich zu verhalten als wären Sie 5?? Als ich wieder richtig essen durfte ging mein erster Griff zum Telefonbuch… Ich bestellte mir und meinen Zimmergenossen die auch in Sorge waren was die Schwester wohl dazu sagen würde erst mal einen Döner, es interessierte mich nicht was Andere dazu sagten, mit 40 werde ich wohl wissen was ich verantworten kann und mit den Konsequenzen selber leben. Zumal der Arzt ja gesagt hat das ich wieder alles essen könne. Ach was wurde ich beneidet das ich von meinem Besuch immer so viel mitgebracht bekam, konnten die Schwestern ja nicht wissen das ich unter meinem Bademantel bereits voll bekleidet einmal durch den Hof in die Fußgängerzohne oder zum Supermarkt entschwand. Diese Erlebnisse verbinde ich bis Heute mit dem St.-Willehad, doch nun, nun höre ich das es verschwinden soll ?? Es ist ein Teil der Geschichte Wilhelmshavens, ein Teil meiner Geschichte und es soll verschwinden?? Ich habe das Reinhard Nieter gesehen, von Außen als auch leider von Innen. Für mich wirkt es kalt im Vergleich zum St.-Willehad. Es mag ein subjektives Empfinden sein und doch, ich werde das St.-Willehad vermissen. Eine Träne für jeden Tag jedes einzelnen der dort eine liebenswertere Behandlung erfuhr als erwartet und wir könnten dort im Salzwasser schwimmen..